Eigenverantwortung und Sinn in diesen bewegten Zeiten
Ist es das, was uns in dieser Zeit erfüllt?
Ein herausforderndes Jahr liegt hinter uns. Ein Jahr, in dem wir besonders aufgefordert sind, zu reflektieren. Manche tun dies bewusst, manche werden durch die oft schmerzhaften äußeren Umstände dazu gezwungen. Der Begriff VUCA, den wir bisher nur aus der Business-Welt kannten, trifft mittlerweile auch auf unsere gesundheitliche Existenz als Mensch zu. Er steht für ein volatiles, unplanbares, komplexes (complex) und mehrdeutiges (ambiguity) Umfeld. Aber was erfordert das von uns als Mensch? Es erfordert schnelle Anpassungsfähigkeit und einen resilienten Umgang mit den z.T. radikalen Veränderungen unserer (Um-)Welt. Und welche Rolle spielen Eigenverantwortung und Sinn in diesen bewegten Zeiten?
Klarheit – die Basis für persönliche Stärke
Als holistic Coach habe ich mich viel mit der Frage beschäftigt, welche Eigenschaften wir in dieser Zeit als Mensch wirklich brauchen. Dabei kam ich zum Ergebnis, dass es zunächst eine Kompetenz oder Fähigkeit ist. Nämlich die Kompetenz der bewussten Selbstreflexion. Bevor wir im Auto losfahren können, müssen wir uns zunächst orientieren: Wo bin ich aktuell? Welche Straßen haben mich hierhergeführt und welche Wege führen wieder weg? Wieso bin in einer Sackgasse geendet und musste umdrehen? Genauso ist es im Leben. Ich lerne oft Menschen kennen, die die eigene Richtung verloren haben, die vergessen haben, warum oder wozu sie etwas tun. Und das ist kein Wunder in unserer informations- und reizüberfluteten Welt. Bei sich zu sein und seine Skills und Fähigkeiten einzusetzen erfordert bewusstes an sich Arbeiten.
Wie wir auf dem „Driver’s Seat“ zunächst Orientierung finden müssen, bevor wir losfahren – genauso brauchen wir Klarheit über unseren Status Quo im Leben.
Häufig helfen Fragen, wie:
- Was ist es denn eigentlich, das meine Stimmung gerade beeinflusst?
- Wofür stehe ich? Was sind meine Werte?
- Welche Stellhebel habe ich selbst in der Hand?
Und es darf natürlich noch viel tiefer gehen:
- Was macht uns in der Tiefe glücklich?
- Wann empfinden wir Sinn?
- Wohin soll die Reise gehen?
Diese Fragen sind ein „Prozess“ hin in die Eigenverantwortung und in das individuelle persönliche Wachstum. Sie können sicher nicht „mal schnell“ beantwortet werden. Und das darf und soll auch so sein. Meine Oma sagte dazu gerne: „Die Zeit, die’s braucht, die brauchts.“
Veränderung – der erste Schritt in die Eigenverantwortung
Sobald wir uns orientiert haben und ein Ziel festgelegt ist, sind wir bereit, den Motor zu starten und das Steuer in die Hand zu nehmen. Wir übernehmen sozusagen die Verantwortung. Doch handeln wir im Leben auch immer selbstverantwortlich? Kennen Sie Menschen, die gerne wegen der äußeren Umstände jammern? Oder Menschen, die für alles und jeden Verantwortung übernehmen, nur nicht für sich selbst? Manchmal haben wir Angst davor, in diese Eigenverantwortung zu gehen. Na klar, es ist leichter, sich auf dem Beifahrersitz ein wenig über die Fahrweise oder den Weg zum Ziel, den der Fahrer ausgewählt hat, zu beschweren, als selbst zu fahren. Als Coach habe ich mich intensiv mit dem Thema Verantwortung beschäftigt und darf meine Klienten auf einer spannenden Reise begleiten. Oftmals ist unsere ureigene Verantwortung noch bei unseren Eltern, da wir in unserem Kulturkreis kein Ritual haben, bei dem wir als Volljährige, die Verantwortung übertragen bekommen. Klingt komisch, aber der „Verantwortungsprozess“ – so nennen wir diese Methode – bringt mich in meine eigenverantwortliche Kraft. Raus aus der Ohnmacht – hin zum Gestalter, bei dem mein persönliches Wohl an erster Stelle steht. Kann ich für andere Menschen sorgen, wenn ich selbst außer Balance und kraftlos bin?
Resilienz – in dieser Balance bleiben
Bin ich losgefahren, fordert mich mein Auto vielleicht nach einer Weile auf zu tanken oder es möchte gewartet werden. So auch unser physisches und geistiges System. Pflegen wir gesunde Gewohnheiten, wie gutes Essen, genügend Wasser, Meditation oder Bewegung? Versorgen wir unseren Körper liebevoll mit dem, was er braucht? Das alles und eine gesunde Reflexionsfähigkeit tragen dazu bei resilient mit den äußeren Umständen umgehen zu können. Denn Resilienz ist ein Synonym für „in Balance sein“ und bedeutet „Widerstandskraft in Krisenzeiten“.
Ich möchte Sie ermutigen, sich in Ihrer persönlichen Geschwindigkeit in Richtung Ihres Driver’s Seat zu bewegen. Diese Entdeckungsreise wird Ihnen Spaß machen, es wird sich erfüllend anfühlen und Sie werden Glitzern in den Augen haben, wenn Sie sich trauen, Ihre persönliche Kraft zu erleben. Übernehmen Sie Eigenverantwortung und finde Sie Ihren Sinn in diesen bewegten Zeiten.
Seien Sie die Beste Version Ihrer Selbst.
Miriam Nagler
Dieser Artikel ist Ende letzten Jahres (2020) im Fika Magazin erschienen.
