Gibt es in Zeiten von Corona eine virtuelle Heimat für Mitarbeiter?

In der Corona Zeit, habe ich mir des Öfteren die Frage gestellt, ob virtuelle Räume – egal ob Communities, Video-Calls, Gruppenchats etc. – uns das Gefühl von „Heimat“ geben können? Ist es auch in Unternehmen möglich durch Social Communities mehr Zusammenhalt & sozusagen ein virtuelles Büro zu schaffen? Einen Ort an dem man sich trifft, zusammenkommt, plaudert und ungezwungener – auch spontaner – Informationsaustausch funktioniert. Eine ähnliche Frage stellt sich für Familien & Freundeskreise: Ist es möglich virtuell das Gefühl von Heimat entstehen zu lassen?

Eine Definition von Heimat

Was ist Heimat eigentlich? Was macht Heimat aus? Wie beschreiben wir Heimat? Zunächst möchte ich kurz klären, woher das Wort Heimat kommt.

Heimat geht zurück auf das alt- und mittelhochdeutsche heimoti bzw. heimot und bedeutet Grundbesitz, Gut und Anwesen. Die Form „heimat“ ist seit dem 15. Jahrhundert in unterschiedlichen Gegenden des heutigen Deutschlands nachweisbar. Mit Heimat ist zunächst das Lager und der Ort gemeint, wo man sich niederlässt und verweilt (siehe Heim).

Gibt es eine virtuelle Heimat in Zeiten von Corona und Homeoffice?
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Was schafft also dieses Gefühl von Heimat?

Studien hierzu haben ergeben, dass befragte Heimat über mehrere „Parameter“ definieren. Dazu zählen:

  • Geruch
  • Hören bestimmter Stimmen, Melodie oder Geräusche
  • Nahestehende Personen
  • Rituale, Gewohnheiten & Tradition
  • Ein Raum oder ein Gebäude
  • Natur oder Landschaft
  • Ein bestimmter Gegenstand

Klar ist, dass all dies Gefühle von Sicherheit, Geborgenheit, des Verstandenwerdens, von Zugehörigkeit und Anerkennung erzeugen. Heimat ist charakterisiert als ein vertrauensstiftender Raum, in dem soziale Beziehungen erst entstehen können.

In welchem Maß können wir dieses Gefühl, diesen Raum, virtuell im Homeoffice erschaffen?

Damit ein Gefühl von Vertrautheit & Gemeinschaft verwirklicht werden kann, bedarf es eines abgegrenzten und überschaubaren Raumes. Das kennt wohl jeder – in einem Call mit 50 Fremden Personen, möchte man sich weniger tiefgründig äußern, als in einem Videotelefonat mit zwei sehr engen und vertrauten Kollegen. Wir nehmen also mit: Die Größe der virtuellen Community ist ein entscheidender Faktor.

Wie entsteht Vertrauen eigentlich? Im Harvard Business Magazin stand kürzlich: „Wenn Kontrolle nicht mehr möglich ist, braucht es eben eine Menge Vertrauen – und Führung, auch virtuelle.“ Doch Vertrauen basiert oft darauf, wie lange man sich bereits kennt, ob man sich „in die Augen“ geschaut hat oder ob man bei den Kollegen oder Freunden Zuverlässigkeit empfinden kann. Dieses Vertrauen, das in den Büroräumen durch spontane und unerwartete Begegnungen entstehen darf, entsteht im virtuellen Raum nicht mehr einfach so. Es ist plötzlich „Arbeit“, dieses Vertrauen bewusst aufbauen zu müssen. Da muss ein Termin gefunden werden, der Augenkontakt sowie Mimik und Gestik fehlen. Der persönliche (und analoge) Kontakt ist alleine aufgrund der Tatsache, dass virtuell stets ein Termin gefunden werden muss, ungezwungener und spontaner.

Doch wie können wir trotzdem ein vertrauenswürdiges virtuelles Heimatbüro aufbauen?

Hierzu folgende Tipps von mir:

1. Schaffen eines Virtuellen Austauschraumes: Egal für welche Plattform man sich entscheidet – der Nutzen der Community Plattform für die User sollte stets im Vordergrund stehen. Es empfiehlt sich, die Mitarbeiter bei der Gestaltung miteinzubeziehen. Dieser Ort sollte die Gewohnheiten & den Tagesablauf des Users möglichst abbilden. So findet er hier seine wichtigsten Kontakte, To Do’s, Links, Pinboards, News von Kollegen, Chatmöglichkeiten etc.

2. Profile der Mitarbeiter: Jeder Mitarbeiter sollte ein gut befülltes Profil inkl. Stärken & Tätigkeitsfeldern haben, sodass man sich auch virtuell „kennenlernen“ kann. In Zeiten von Tinder und Co. macht es schließlich keinen Unterschied mehr, ob man sich zuerst virtuell oder zuerst persönlich kennenlernt:). Zum Profil gehört auch ein möglichst authentisches Profilbild. Meine Empfehlung: Dein Gesicht – kein Avatar, Auto oder sonst etwas :)

3. Sinnvolle Rituale: Die Betonung liegt hier auf sinnvoll und nicht nervig oder zeitverschwendend. Z.B. könnte das das regelmäßige Posten einer Kennzahl, die für die Gruppe wichtig ist, sein oder das Posten der Top 3 Tagesaufgaben, um sich gegenseitig motiviert zu halten.

4. Respektvoller Umgang mit der Zeit anderer: Es gibt nichts schlimmeres, als Calls in denen sich ein Teilnehmer „nur allzu gerne reden hört“ und die anderen denken: Was könnte ich in der Zeit alles erledigen. Unvorbereitet zu sein, fällt in Calls noch viel mehr auf, als persönlich. Deshalb gut vorbereiten, Vor- und Nachbereitung im Kalender fest einplanen, sowie die Gesprächsführung einer bestimmten Person zuweisen #Moderatorbestimmen.

Arbeiten im Homeoffice ist oftmals eine große Herausforderung. Gelingt es uns eine virtuelle Heimat aufzubauen?

Weitere Tipps:

5. „Schöner Wohnen“: Genauso wie wir uns gerne in einem schönen Büro mit angenehmer Temperatur, schönen Farben und gutem Geruch aufhalten, so wünschen wir uns auch einen virtuellen Raum, der optisch schön gestaltet ist. Vielleicht haben die Bilder und Farben der Plattform einen Wiedererkennungswert für uns und stärken somit unterbewusst das Gefühl von Vertrauen. Und vielleicht habt ihr auch Euren ganz eigenen Community-Benachrichtigungston.

6. Call vs. Posts: Es musst nicht mehr „selbe Zeit – selber Ort“ sein. Wichtig ist, dass etwas passiert. Transparenz und Auffindbarkeit des Wissens und der entsprechenden Wissensträger spielt eine größere Rolle. Manchmal reicht es, wenn wir einfach über einen Stream scrollen, wenn es uns zeitlich gut passt. Es muss nicht immer im Call vorgestellt werden.

7. Gemeinsame Offline-Zeit: Je nach Gruppengröße kann es Sinn machen, eine gemeinsame „Deep-Work-Zeit“ zu etablieren, in der die Community-Mitglieder einzeln, intensiv und ohne Unterbrechung an ihren Aufgaben arbeiten.

Insgesamt steht fest:

Es geht darum, ein „Remote Thinking“ zu entwickeln. Remote bedeutet „entfernt“ oder „fern“. Dieses „Fern-sein“ voneinander heißt automatisch auch, dass man sich in einem anderen Kontext befindet. Vielleicht ist eine Baustelle nebenan, die Kinder haben gerade Lust auf spielen oder die Waschmaschine ist gerade fertig und piepst. Egal was es ist, remote bedeutet, wir können unseren Arbeitsalltag anders denken. So auch die Work-Life-Balance und unseren Biorhythmus anders berücksichtigen. Sollten wir uns nicht genau dann die Frage stellen: „Muss es wirklich das angesetzte Meeting sein oder wäre eine klar ausgearbeitete Aufgabenteilung per Chat oder Trelloboard (etc.) nicht doch zielführender?“

Abschließend lässt sich zusammenfassen: HEIMAT ist und bleibt ein GEFÜHL, das Nähe und Vertrauen braucht. Dieses Gefühl können wir mit einer Community als Anker zwar bestärken, doch wird eine reine Remote Community nie die Tiefe haben, wie eine persönliche Beziehung. Balance zwischen remote und analog ist also gefragt und vielleicht ist genau das unser Learning für die Zukunft.

p.s.: Wir können uns über die Kamera nicht direkt in die Augen sehen.

Wobei ich Unternehmen seit langer Zeit berate: Wie bauen wir eine Social Intranet Community mit Purpose auf? Welches Design ist das richtige? Wenn ihr fragen dazu habt oder Support rund um eine nutzenstiftende Community sucht, meldet Euch gerne bei uns.

Deine Miriam

Dein BEST WE-Team